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Trailrunner sind einfach bodenständig und bescheiden
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Trailrunner sind einfach bodenständig und bescheiden

Christian Meier, ehemaliger Radprofi und seit ein paar Jahren überzeugter Trailläufer, hat kürzlich zum ersten Mal einen Lauf-Wettkampf gewonnen. Wir treffen den Kanadier in seinem Café "La Fabrica" in Girona, um über sein Training, mentale Stärke und den Zauber des Trailrunnings zu sprechen.

Coffee Talk mit Christian Meier

Ehemaliger Radprofi, heute Entrepreneur und Trailläufer. Lebt seinen Traum in Girona zwischen Sport, Kaffee und Community.

Instagram: @christianmmeier

“Man erkennt einen Trailläufer immer nach seinem Rennen, weil er sich lustig bewegt“, sagt Christian Meier. Der kanadische Extremläufer hat beim Andorra 50K von UTMB den ersten Lauf seiner Karriere gewonnen. Jetzt ist er zurück in seiner Wahlheimat im spanischen Girona und trainiert wieder, um “Bausteine für spätere Ziele in der Saison zu setzen”, wie er más erzählt. Meier begann seine sportliche Karriere zunächst als Radprofi. Erst vor wenigen Jahren entdeckte er Trailrunning für sich. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, wie er erzählt. Doch seine Erfahrung aus dem Radsport nutzt er bis heute.

más: Wie war das Gefühl beim Zieleinlauf beim Andorra 50K?

Christian: Es war das erste Mal, dass ich einen Lauf gewonnen habe. Es war sehr emotional, auch etwas seltsam. Man weiß nie, ob ein Rennen gelaufen ist, bis es tatsächlich zu Ende ist. Wenn man die Führung übernommen hat bei einem Trailrennen, ist es etwas schwierig zu wissen, wie groß der Abstand zu den Läufern dahinter ist. An dem Wochenende gab es das 50-Kilometer-Rennen und das 100-Kilometer-Rennen. Die letzten 20 Kilometer des 50-km-Laufs teilten wir uns mit dem 100-km-Lauf. Man hat also ständig Läufer um sich herum. Ich wusste, dass ich einen Vorsprung hatte, aber am Ende gibt es immer diesen Abschnitt, in dem man grübelt und zweifelt. Kommen die anderen noch heran?

Man muss einfach Vertrauen in sich selbst haben und in das, was man macht. Wenn dann am Wettkampftag einfach alles zusammenpasst, wie Ernährung, Flüssigkeitszufuhr, Tempoeinteilung ist das einfach ein unglaubliches Gefühl. Die Ziellinie zu erreichen und nach dem Zielband zu greifen – das ist sehr erfüllend.

Ist es eine Eigenheit von Trailrunning, dass alles zusammenpassen muss, damit das Rennen aufgeht? Ist es ein bisschen vergleichbar mit dem Rennradfahren? 

So gesehen ähnelt es tatsächlich dem Radfahren. Es gibt einfach so viele Variablen, weil das Gelände so unterschiedlich ist. Es gibt technische Strecken, es geht bergauf, bergab, die Wetterbedingungen spielen eine Rolle oder man hat – wie ich in meinem Rennen – mechanische Probleme.

Am Wochenende ist mir ein Stock gebrochen. Die Stöcke benutzt man für die wirklich steilen Abschnitte. Wenn dann einer kaputt geht, ist das so, als hätte man beim Radfahren einen Platten. Das sind Umstände, die man vorher nicht kennt, die einfach auftauchen. Man muss in der Lage sein, Probleme zu lösen und mit Situationen umzugehen. Man darf es nicht als großen Rückschlag betrachten. Du hast immer diese Mentalität: Du kämpfst die ganze Zeit. Beim Trailrunning, vor allem wenn es um die längeren Distanzen geht, ist es wirklich erst dann vorbei, wenn es vorbei ist. Leute können später ihre eigenen Probleme haben. Es gibt immer eine Chance zurückzukommen.

Bevor du Trailläufer geworden bist, warst du Profiradfahrer. Man könnte meinen, du bist ein Naturtalent, wenn es um Ausdauersport geht. 

Ich hatte Leidenschaft, aber ich hatte kein Talent. Radfahren hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm. Ich habe einmal in einer Buchhandlung ein Magazin gesehen, eine Mountainbike-Zeitschrift. Ich dachte nur, diese Mountainbikes sehen so cool aus! Ich habe das Magazin gekauft und es immer wieder gelesen. Schließlich habe ich meine Eltern überzeugt, mir ein Mountainbike zu kaufen. Dann verliebte ich mich einfach in den Sport. Ich habe mich in das Training verliebt und in das An-seine-Grenzen-gehen. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Meine Eltern sind Deutsche, die nach Kanada eingewandert sind. Schon in jungen Jahren haben wir wie verrückt auf dem Bauernhof gearbeitet. Drei oder vier Stunden Radfahren fühlten sich im Vergleich zu einem Arbeitstag auf der Farm easy an.

Was war dein größter Erfolg beim Radfahren?

Als ich jung war, wollte ich einfach jeden Tag mit dem Bike unterwegs sein und in den Bergen radeln. Ich dachte, der beste Weg, das zu erreichen, sei es, Profi zu werden. Aber da gibt es den Leistungsaspekt. Um Profi zu sein, muss man Rennen gewinnen und Ergebnisse erzielen. Es gibt Momente im Radsport, auf die ich sehr stolz bin: In habe in meinen Altersklassen kanadische Titel geholt. Der Höhepunkt war definitiv die Teilnahme an der Tour de France, weil es so schwierig ist, es in ein Team bei der Tour zu schaffen.

Wie bist du Trailläufer geworden?

Nachdem ich mich vom Radsport verabschiedet hatte, fing ich an, viel Gravel-Bike zu fahren und auch an Bikepacking-Events teilzunehmen. Es war abenteuerliches Zeug, das mir wirklich Spaß gemacht hat. Aber es gab auch viele Dinge, die mir dabei keinen Spaß gemacht haben. Als ich zum Trailrunning kam, fühlte ich mich sofort zur Ultra-Distanz hingezogen. Vor allem inspiriert durch Filme und Videos über UTMB, dieses legendäre Rennen in Chamonix. Die Läufer liefen die ganze Nacht über 100 Meilen in den Bergen. Es war einfach so faszinierend. 

Einige Jungs haben es super schnell bewältigt, andere haben es sich über zwei Tage verdient. Jeder von ihnen steht vor der gleichen Herausforderung und jeder hat die gleichen Zweifel. Jeder ist nervös, jeder fragt sich: Werde ich es schaffen? Die Energie ist so stark.

Du willst in ein paar Wochen 145 Kilometer beim UTMB laufen. Wie sieht deine typische Trainingswoche aus?

Ich würde nicht sagen, dass Ultraläufer nicht viel mehr Volumen machen müssen als Marathonläufer. Es könnte etwas anders ausgerichtet sein. Zum Beispiel Stockeinsatz: Auf den großen, langen Anstiegen muss man schnell gehen. Außerdem läuft man ungefähr so ​​viel bergab, wie man bergauf läuft. Das ist eine ganz schöne Belastung für die Muskeln.

In einer intensiven Trainingsphase laufe ich zwischen 140 und 160 Kilometer pro Woche, was je nach Höhenunterschied 14 bis 17 Stunden entspricht. Ich mache nur ein Training pro Woche im Flachen und den Rest erledige ich in den Bergen.

Wie lange ist dein längster Trainingslauf?

Ich mache keine sehr langen Dinger, drei bis vier Stunden, würde ich sagen. Mir ist aufgefallen, dass Double-Days für mich sehr gut funktionieren, um das Volumen aufzubauen. Dadurch kann ich die ganze Woche über konsistent trainieren. Wenn man an einem Tag ein sechsstündiges Rennen macht, wird man in den Tagen darauf wahrscheinlich etwas leiden.

Was war dein bisher härtestes – und was dein schönstes Rennen?

Die größte Herausforderung war wahrscheinlich letztes Jahr das CCC, das 100-km-Rennen bei UTMB. Letzten Sommer hatte ich Long Covid und habe es drei bis vier Monate lang nicht wirklich gemerkt. Das CCC fand einen Monat später statt, nachdem es mir wieder besser ging. Doch nach 30 Kilometern bekam ich Krämpfe in beiden Oberschenkelmuskeln. An diesem Tag dachte ich: Ich muss es auf jeden Fall ins Ziel schaffen. Es waren also 70 Kilometer Joggen und Gehen im Wechsel, einfach nur Leiden.

Und der schönste Lauf? Das ist eine schwierige Frage. Das Besondere am Trailrunning ist, dass man immer in den Bergen unterwegs ist. Beim Straßenlauf genießt du das Erlebnis davor und danach wahrscheinlich mehr als während des Rennens. Beim Trailrunning finden diese Rennen in einigen der bekanntesten Bergregionen der Welt statt. Es würde mir wirklich schwer fallen, einen Lauf auszuwählen.

Lässt du dich beim Laufen von der Landschaft ablenken? Woran denkt man, wenn man 100 Kilometer läuft?

Es kann eine Achterbahnfahrt der Gefühle während des Rennens sein. In letzter Zeit neige ich dazu, eher in eine Performance-Mentalität zu verfallen, bei der in meinem Kopf eine Abfolge stattfindet. Es ist eine Checkliste: essen, trinken, essen, trinken und die Herzfrequenz kontrollieren. Beim Anstieg mit Stöcken geht es sehr rhythmisch zu: eins, zwei, eins, zwei. Wenn ich in meinen Gedanken in eine sehr eintönige, langweilige Routine verfallen kann, macht es einfach Klick.

Das 145-Kilometer-Rennen ist dein nächstes Race. Was kommt danach?

Da ich noch nicht so lange laufe – es ist mein drittes Jahr – hab ich noch viel vor. Viele der Rennen, an denen ich teilnehmen möchte, sind von Emotionen geprägt, von Dingen, die mich einfach begeistern. Das TDS [Sur les Traces des Ducs de Savoie] ist für mich eines davon. Ich weiß nicht warum, aber ich habe Bock drauf. Zeitlich gesehen, wird es doppelt so lange wie alles, was ich bisher gemacht habe. es fühlt sich für mich an wie ein Abenteuer.

“Was mir am Trailrunning so gut gefällt, ist, dass es ein so zugänglicher Sport ist. Ich finde, dass die Trailrunner im Allgemeinen sehr bodenständige und bescheidene Menschen sind.”

- Christian Meier

Was oder wer inspiriert dich?

Es gab Momente, die mich wirklich inspiriert haben. Als ich anfing, gab es ein paar Videos auf YouTube, damals im Jahr 2015, in dieser Ära. Es gab einen wirklich coolen Film, als Nike ein Trail-Team aus Amerikanern wie Zach Miller hatte. Sie kamen nach Europa, um den UTMB zu laufen. Das war eine wirklich coole Geschichte. Eine andere ist die lokale Läuferin Núria Picas. Sie ist eine Art Legende. Sie hat den UTMB gewonnen und ich erinnere mich, dass ich den Film über ihren Sieg gesehen habe. Als sie als Erste ins Ziel kam, war sie so emotional.

Und dann hatte ich das Glück, einige wirklich coole Leute kennenzulernen. Was mir am Trailrunning so gut gefällt, ist, dass es ein so zugänglicher Sport ist. Ich finde, dass die Trailrunner im Allgemeinen sehr bodenständige und bescheidene Menschen sind. Viele von ihnen gehen noch einem anderen Job nach, das hält sie einfach auf dem Boden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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