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Cross Country: Laufen jenseits der Grenzen
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Cross Country: Laufen jenseits der Grenzen

Cross Country ist mehr als nur ein Rennen über Felder und Hügel – es ist eine Tradition, die Ausdauer, Taktik, Duelle und Teamgeist vereint. Ein Laufformat mit viel Potential, aber leider zu wenig Aufmerksamkeit. Woran liegt das?

Words: Sven Rudolph
Photos: Florian Kurrasch 

Die wilde, abenteuerliche Schwester des Laufsports

Anstatt auf perfekt geteerten Straßen oder auf vermessenen Bahnen im Kreis zu laufen, geht es beim Crosslauf querfeldein über Wiesen, durch Wälder und über Hügel. Diese Abwechslung macht den Reiz von Cross Country aus. Selbst wenn manche Läufer Crossläufe als Qual betrachten, so gilt es bei vielen auch als Trainingsmittel. Es hilft schneller, stärker und fitter zu werden. Nicht ohne Grund haben viele der besten Mittel- und Langstreckenläufer*innen eine Crosslauf-Vergangenheit.

Kompakt, unberechenbar, und abwechslungsreich

Eine typische Strecke bei Crossläufen ist vier bis zwölf Kilometer lang. Die World Athletics (Internationaler Leichtathletik-Verband, ehemals IAAF) empfiehlt für internationale Wettkämpfe eine Rundenlänge zwischen 1.750 und 2.000 Metern. Somit können Zuschauer das Renngeschehen gut verfolgen, ohne sich viel bewegen zu müssen. Die Rennen finden normalerweise im Winter und Herbst statt, weshalb Regen, Schnee und rutschiger Untergrund keine Seltenheit sind. Diese Umstände machen die Strecken noch anspruchvoller, was zur Unberechenbarkeit und Spannung der Rennverläufe beiträgt.

Aufgrund der unterschiedlichen Schwierigkeit der Strecken gibt es keine Weltrekorde, Vergleiche von Ergebnissen sind schwierig. Anstatt Zeiten hinterherzulaufen und Rekorde zu jagen, liegt der Fokus bei Cross Country deshalb nicht auf individuellen Bestzeiten, sondern auf Teamwertungen. Diese Art von Rennen fördert Teamarbeit und Zusammenhalt, da die Leistung jedes einzelnen Läufers die Gesamtleistung des Teams beeinflusst. Bei der Wertung werden die Platzierungen der Teammitglieder (z.B. ein Punkt für den ersten Platz, zwei Punkte für den zweiten) addiert, und das Team mit der niedrigsten Gesamtpunktzahl gewinnt.

Die Wurzeln von Cross Country

Ursprünglich ist der Sport in England im 19. Jahrhundert entstanden. Das Format verbreitete sich schnell über Europa hinaus und gewann internationale Anerkennung. Die Disziplin wurde erstmals bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm, Schweden, für Männer eingeführt. In den Jahren 1920, 1924 und 1928 war der Cross-Country-Lauf ebenfalls im Programm, bevor er von den Olympischen Spielen gestrichen wurde.

Seit 1973 richtete die IAAF jedes Jahr die Cross Country Weltmeisterschaften aus. 1981 gewann erstmals eine afrikanische Nation (Äthiopien) bei den Männern, zehn Jahre später mit Kenia auch bei den Frauen.

Der wohl bekannteste und erfolgreichste Crossläufer aller Zeiten ist Kenenisa Bekele aus Äthiopien, der insgesamt 16 Goldmedaillen bei den IAAF World Cross Country Championships gewonnen hat, davon 12 individuelle und vier mit dem Team.

Da die europäischen Läufer*innen immer weniger Chancen gegen die starken Läufer*innen aus Ostafrika hatten, wurden 1994 die SPAR Europameisterschaften im Cross Country-Lauf eingeführt und finden seitdem jährlich statt.

Terrain, Taktik und Teamdynamik

Marathons und Halbmarathons sind sehr populär, aber auch eintönig: Man läuft ein Tempo an und versucht, es so lange wie möglich beizubehalten. Bei einem Cross-Country-Rennen müssen ständig Entscheidungen getroffen werden: Wo setze ich meinen Fuß am besten hin? Wann sollte ich Gas geben oder lieber zurückhalten? Ein erfolgreicher Crossläufer hatte es mal so formuliert: „Um erfolgreich zu sein, musst du die innere Bestie entfesseln!“

„Um erfolgreich zu sein, musst du die innere Bestie entfesseln!

Aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten beim Cross-Country gibt es keine einfache Strategie, die von Anfang bis Ende auf gleichmäßiges Tempo setzt. Trainer*innen und Läufer*innen debattieren, ob ein schneller Start oder ein konstantes Tempo besser ist. Manche laufen lieber in der Gruppe, andere bevorzugen ihr eigenes Rennen zu laufen. Die individuellen Fähigkeiten, Ausdauer und Streckenlänge haben deshalb starken Einfluss darauf, ob man im Hauptfeld läuft und sich später absetzt oder ob man hinterherläuft und am Ende aufholt.

Daneben gibt es noch einen weiteren wichtigen Aspekt, der die Renndynamik und den Einsatz jedes einzelnen beeinflusst: die Teamwertung. Denn Cross Country ist ein Mannschaftssport bei dem man nicht für sich selbst läuft, sondern für das Team. Deshalb ist die Platzierung wichtiger als die Zeit und da jeder Platz zählt, sieht man bei Rennen immer wieder Läufer*innen, die an ihr Limit gehen und manchmal auch darüber hinaus.

Bald wieder olympisch?

In Paris werden wir noch keine Läufer*innen durch Gelände rennen sehen. Der Vorschlag von World Athletics, die Disziplin in einem neuen Format, als Mixed-Staffellauf auszutragen, hat es nicht in das Programm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris geschafft. Bei diesem Ereignis sollen zwei Männer und zwei Frauen pro Nation jeweils zweimal 2,5 Kilometer laufen.

Ein Format, das viele Voraussetzungen für spannende Rennen mitbringt. Immerhin ist der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes, Seb Coe, großer Fan des Crosslaufs. Dabei sieht er den Sport eher als Disziplin für die olympischen Spiele im Winter.

Aber vielleicht klappt es auch bei den Sommerspielen 2028 in Los Angeles. Dafür würde sprechen, dass Cross Country in den USA sehr beliebt und bekannt ist. Außerdem wurde in Los Angeles bereits das ein oder andere Cross-Country-Rennen ausgetragen.

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