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Amanal Petros: “Ich würde mit Kipchoge mitlaufen”
Story

Amanal Petros: “Ich würde mit Kipchoge mitlaufen”

Amanal Petros hat seine Ankündigung, seine persönliche Bestzeit beim Berlin Marathon zu knacken, umgesetzt. Nach 2:04:58 Stunden lief er ins Ziel: Neue PB, neuer deutscher Rekord. Wir haben mit dem 28-Jährigen am Vortag des großen Rennens gesprochen – und direkt nach seinem Sensationslauf.

Words: Agata Strausa
Photos: Florian Kurrasch

Von Anspannung nichts zu sehen

Als wir Amanal zum ersten Mal in Berlin am Hotel Continental nahe des Tiergartens treffen, sind es noch über 24 Stunden bis zum Start des Marathons. Etwa 15 Minuten Fußweg entfernt wird für den großen Tag auf der Straße des 17. Juni, zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor, alles aufgebaut. Davon merkt man auf der Parkseite des Hotels noch relativ wenig. Amanal wirkt sehr entspannt, als er uns in seinem Trainingsanzug, darunter das Race-Outfit für den Fototermin, erscheint. Über seine Schultern hängen die neuen Superschuhe seines Ausrüsters, die Adizero Adios Pro Evo 1.

más. independent: Wie ist dein Gefühl einen Tag vor dem Rennen?

Amanal Petros: Ich fühle mich sehr gut, ich komme aus der Höhe, da hat man jetzt das Gefühl, viel besser atmen zu können. Das Training in den letzten Wochen ist auch sehr gut gelaufen und nach den ersten Trainingseinheiten mit dem Evo 1 hatte ich ein noch besseres Gefühl.

Du hast in den letzten Wochen in Kenia trainiert, richtig?

Genau, das ist auch super gelaufen, ich habe die letzten beiden Wochen schon etwas weniger trainiert. Vor einem Marathon muss man da schon rausnehmen. Wenn man nicht jeden Tag so brutal trainiert wie sonst, fühlt man sich automatisch besser!

Viele Profis fahren im Sommer für das Training nach St. Moritz in die Schweiz. Du trainierst lieber in Kenia. Warum?

Die Strukturen in Kenia sind ganz anders, da kann man sich besser konzentrieren. In St. Moritz muss man selber kochen, selber einkaufen, selber spülen … irgendwas aufräumen. Da verlierst du mindestens drei oder dreieinhalb Stunden am Tag. Für einen Profisportler ist das schon sehr wichtig. In Kenia musst du dich nicht um Trainingspartner kümmern, du musst niemanden anrufen, um irgendwas zu organisieren: Einfach hochgehen und trainieren.

Hast du eine Routine vor dem Marathon-Start?

Ich esse morgens immer Pancakes mit Honig. Auch mein Kaffee darf nicht fehlen. Ich höre immer meine Spotify-Playlist mit Musik, meine Massagerolle habe ich auch immer dabei. Außerdem bin ich gläubiger Christ, die Bibel, die meine Mama mir geschenkt hat, nehme ich auch mit.

Welches Tempo willst du beim Berlin Marathon an der Halbmarathonmarke durchgehen?

62 Minuten!

Stark, das wäre eine Endzeit von unter 2:05 Stunden, deutlich unter deinem bisherigen deutschen Rekord, der bei 2:06.27 liegt. Hast du dir die Strecke in Berlin schon angeschaut, es gibt ja eine riesige Cheerzone bei Kilometer 37…

Ich bin noch nie in Berlin gelaufen, ich kenne die Ecke nicht. Aber mal schauen, ich nehme alles mit, aber ich nehme den Lauf auch sehr ernst! Cheering genießen kann ich vielleicht auf den letzten 400 Metern.

Im Marathon wird es für jeden Läufer irgendwann richtig hart. Wie kämpfst du dich da durch?

Ich versuche mich an die harten Trainings in Kenia zu erinnern. Außerdem wird in Berlin sehr gute Konkurrenz da sein, da werde ich versuchen, die anderen nicht loszulassen. Ich will einfach die Gelegenheit nutzen und vorne mitlaufen.

Hast du Lust, Eliud Kipchoge zu überholen?

Ich glaube, wenn es bei einem internationalen Wettkampf wäre, würde ich mitgehen. So wie ich es auch in Tokio bei den Olympischen Spielen gemacht habe. Da bin ich mit ihm bis Kilometer 30 ganz vorne mitgelaufen. Aber jetzt geht es um die Zeit, ich muss um eine Zeit laufen und diese verbessern.

Du bist ja schon für Olympia in Paris qualifiziert, hat man da beim Laufen weniger Druck?

Richtig, ich habe keinen Druck, einfach Spaß haben und schnell laufen.

Zwischen Ziellinie und Badewanne

Nach dem Berlin-Marathon treffen wir Amanal Petros auf dem Weg zum Athletenbus. Er ist gerade deutschen Rekord in sensationellen 2:04:58 Stunden gelaufen und hat sich auf den Straßen Berlins und vor dem Publikum beim Zieleinlauf schon dafür feiern lassen. Am Bus, der die Eliteläufer ins Hotel bringen soll, ist es ganz ruhig, obwohl der Zielbereich ganz in der Nähe liegt. Hinter den Absperrungen ist es wieder leise um die Top-Sportler geworden. Petros muss zur Dopingkontrolle, sonst kann sein Rekord nicht offiziell für gültig erklärt werden.

más: Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft: Neuer deutscher Rekord! Was geht dir gerade durch den Kopf?

Amanal Petros: Vielen lieben Dank erstmal. Ich bin sehr, sehr erleichtert, dass ich dieses Ziel erreicht habe. Davor habe ich sehr lange trainiert und sehr lange vorbereitet, und ja, dieser Tag ist heute gekommen und ich habe es geschafft.

Hast du unterwegs jemals Zweifel gehabt, dass es wirklich klappt?

Ich war mir nicht sicher, ob das klappen würde. Denn ich weiß genau, dass im Marathon immer etwas passieren kann. Das ist eben Marathon. Aber ich habe schon in der Höhe auf 2.400 Meter in Kenia sehr gut trainiert. Da hatte ich schon einige sehr, sehr starke Herausforderungen im Training gemeistert. Von daher war ich ziemlich sicher, dass ich auf jeden Fall Bestzeit in Berlin laufen könnte.

Und wie wird heute gefeiert?

Ich brauche jetzt erstmal das Hotel, da gehe ich erstmal in die Badewanne mit warmem Wasser. Und dann mal sehen, was noch passiert!

Danke für das Gespräch!

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