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Laufen als Team Sport? Ich habe es gar nicht anders gelernt!
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Laufen als Team Sport? Ich habe es gar nicht anders gelernt!

Kalt, windig, laut und knallig: Der Berliner Halbmarathon ist eines der ersten Frühjahr-Highlights des Jahres. Der Lauf hat wieder geliefert: Die Hauptstadt hat ihren eigenen Vibe.

Wir treffen Marco Prüfer in seinem Kiez Kaffee Kraft im Prenzlauer Berg, das er vor neun Jahren gegründet hat. Seine Laufkarriere in Berlin begann ebenfalls um diese Zeit: Als Pacer bei einer Laufgruppe von Nike. Später gründete Marco eine eigene Laufcrew, die Kraft Runners. Mittlerweile hat Marco die Gruppe hinter sich gelassen – sein Kaffeegeschäft und die Familie stehen jetzt im Vordergrund. Dem Laufen ist er trotzdem immer noch verbunden. Vor allem der Berlin Marathon spielt eine besondere Rolle in seinem Leben.

más: Du hast doch mal bei Bayer im Marketing gearbeitet? Wie kam es denn, dass du gesagt hast, ich lasse das alles und mache ein Café?

Marco: Ich hab immer schon irgendwas nebenbei gemacht, auch in der Schulzeit. Ich hatte mit 16 einen Blog und habe mit der Brand T-Shirts gedruckt. Ich dachte, wenn ich etwas selbständig machen will, dann muss ich BWL studieren. Für dieses Studium habe ich mir dann einen Firmenpartner gesucht – Bayer – der mir das Studium finanziert hat.Ich hab mir nicht so richtig Gedanken um die Branche Pharma gemacht, dann aber gemerkt, das ist so gar nicht meins.

Ich dachte mir im Studium, was kann ich machen? Der Ort, an dem ich mir darüber viele Gedanken gemacht habe, war meistens ein Café. Dadurch ist diese Liebe zu diesem Ort entstanden. Nicht unbedingt primär zum Getränk, sondern zum Ort. Das Kiez Kaffee Kraft ist deshalb für mich ein Ort, der um das Getränk herum gewachsen ist, ein Safe Space.

Du hast um 2016 herum eine Laufcrew mitbegründet. Wie kam es zur Entscheidung, die Kraft Runners zu gründen?

Es gab damals in Berlin nur die Berlin Braves, aber da hatten wir keinen Draht dazu. Wir wollten aber im Wettbewerb, beim Halbmarathon oder 10-Kilometer-Rennen, nicht als Nike Pacer antreten. Wir wollten aber im Wettbewerb zeigen, wir sind eine Freundesgruppe, und wollten uns einen Namen geben. Da hatten wir auch ganz furchtbare Namensideen damals, die (Gott sei Dank) niemals an die Öffentlichkeit gekommen sind. Wir haben uns halt meistens bei dieser Ideenfindungsphase im Kiez Kaffee Kraft getroffen, deswegen haben wir gesagt, wir werden die Kraft Runners, “keep it simple”.

Wenn du diese Bilder vom ersten “Speedproject” vor dir siehst, was fällt dir dazu ein?

Speedproject sind für mich die schönsten Lauferinnerungen, die ich in mir trage. Es war eine unglaublich geile Erfahrung mit der Clique.

Ich durfte beim zweiten Speedproject dabei sein, aber wenn ich die Bilder vom ersten sehe, fand ich es natürlicher. Was war der Unterschied für dich?

Beim zweiten Mal wussten wir schon, was uns erwartet und haben da ein Riesending drum gemacht. Wir haben einen Typen einfliegen lassen, der uns einen Bus beklebt hat, es kam ein Kameramann mit, es gab eine Doku darüber. Das erste Mal war es spontaner und freier. Einfach eine andere Erfahrung.

Du hast jetzt zwei Kaffees in Berlin. Wo würdest du noch ein Café eröffnen, wenn du freie Wahl hättest?

Ich habe eine Familie und zwei Kinder, die auch in Deutschland zur Schule gehen sollen.

Wenn du ganz frei wärst!

Los Angeles! Ich finde L.A. schon ziemlich geil. Auch Griechenland ist ziemlich schön, Italien – es gibt viele schöne Orte. Aber dieser sportliche Lebensstil von L.A. gefällt mir schon sehr gut. Man wacht da morgens auf und denkt, der ganze Strand ist voller Jogger und Fahrradfahrer, Volleyballer und Fußballer.

Würdest du sagen, Laufen ist ein Teamsport?

Auf jeden Fall, ich habe es gar nicht anders gelernt. Damals in Amerika haben wir im Team trainiert [ Marco war auf der High School im Track Team, Anm. d. Red.] und auch hier gehe ich immer lieber mit jemandem auf die Track oder laufen. Manchmal ist es auch schön, als eine Auszeit für sich zu laufen, als eine Meditation vom Alltag. Aber wenn man mal auf einen Track geht und einer mitrennt, dann ist man doch schneller oder zieht doch noch eine Wiederholung durch. Das hilft immer.

Dieses Bild verbindet Laufen und Familie am allerbesten und ich durfte dabei sein.

Das Bild muss ich nochmal erklären. Björn und ich sind ja schon lange Freunde. Warum bist du damals nicht selber Marathon gelaufen?

Marathon war mir tatsächlich immer zu weit…

Aber du hast gesagt, du paced mich. Dann kam irgendwie die Idee auf, dass ich meiner Frau während des Marathons einen Heiratsantrag machen muss. Du warst so nett und hast dann auch kurz gewartet. Ich habe auch nicht so lange gebraucht, glaub ich. So habe ich bei Kilometer 10 einen Antrag gemacht. Das verbindet uns ziemlich doll – du warst mein Heiratspacer.

War das einer der schönsten Momente im Sport für dich?

Der Marathon, meine Familie, meine Frau und Kinder... Es hat sich so entwickelt: Beim ersten Mal, als ich den Marathon gelaufen bin, stand meine Frau da mit dem Sohn ihrer Schwester. Als ich vorbeigelaufen bin, dachte ich, irgendwann hat sie unser Kind in den Armen. Da wusste ich, ich will sie heiraten. Ich habe dann ein Jahr gewartet und den Heiratsantrag gemacht. Und im nächsten Jahr hatte sie dann unseren Sohn auf dem Arm, da war er ein paar Monate alt. Und beim letzten Marathon standen sie zu zweit da: Meine Tochter, die ist jetzt neun Monate alt, mein Sohn, der bald vier wird und meine Frau. Wir haben da eine Marathon-Anfeuer-Historie.

Vielen Dank für das Gespräch, Marco!

Fünf schnelle Fragen an Marco:

1. Bester Kaffeeladen, den du außerhalb von Café Kraft getrunken hast?

Father Carpenter in Mitte hat mich immer beeindruckt.

2. Ein Monat ohne Kaffee oder ein Monat ohne Handy?

Einen Monat ohne Kaffee würde ich locker schaffen. Einen Monat ohne Handy wäre total geil. Wäre gut für mein Seelenwohl. Vielleicht mache ich mal beides.

3. Hast du ein Idol?

Ich durfte nach dem Berlin Marathon mal Eliud Kipchoge treffen und war sehr beeindruckt von ihm und seiner Vision.

4. Hast du Running-Ziele für 2023?

Ich laufe einen Halbmarathon und will vielleicht 1:22 laufen. Einen Marathon will ich auch noch laufen, auf jeden Fall unter drei Stunden, vielleicht so eine 2:50.

5. Welches Rennen würdest du gerne noch laufen?

Ich hätte Bock auf Trail, mehr Landschaft sehen!

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