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Cross Country: Das machen die USA um Meilen besser
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Cross Country: Das machen die USA um Meilen besser

Cross Country genießt in den USA einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Was könnte und sollte Deutschland in Sachen Cross Country von den USA lernen? Wir haben mit dem ehemaligen College-Läufer, inzwischen Profisportler, Jonny Dahlke gesprochen.

Words: Sven Rudolph
Photos: Marco Stausberg und NXN 2022

más: Du bist sowohl im College in den USA, als auch hier in Deutschland bei Crossläufen mitgelaufen. Was macht für dich den Reiz aus?

Jonny: Ganz klar das authentische Racing Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau. Es geht nicht um die Zeit, weil jeder Kurs anders ist. Es geht darum, die Strecke zu meistern und den direkten Gegner zu besiegen. Und das ist eine ganz andere Herausforderung, als ein normaler Straßenlauf. Das macht es spannend: selbst mitten im Geschehen mitzumischen.

Wieso ist Cross Country in den USA so viel beliebter als in Deutschland?

Die Popularität von Cross Country in den USA ist beeindruckend, hauptsächlich aufgrund des Highschool- und College-Systems. Es ist eine der Sportarten mit den höchsten Teilnehmerzahlen im gesamten US-Sportsystem, da es Männer und Frauen gleichermaßen anspricht. Im Vergleich zu anderen Sportarten wie American Football, wo es kein weibliches Äquivalent gibt, bietet Cross Country eine zugängliche Möglichkeit, Teil eines Varsity-Teams (Sportteams, die an Universitätssportveranstaltungen teilnehmen, Anm.d.Red.) zu sein - was oft mit Prestige verbunden ist.

Das führt zu einer breiteren Teilnahme, einem größeren Publikum und einem höheren Interesse am Sport, sowohl auf Schul- als auch auf Universitätsebene. Die Organisation, die Professionalität und die Atmosphäre der Regional und National Championships im Cross Country übertrifft das Niveau vergleichbarer Veranstaltungen in Deutschland und ist eigentlich nur vergleichbar mit der Cross-EM in Europa.

Was sind die größten Unterschiede bei Cross Country Rennen in der USA und Deutschland?

Es gibt zwei Hauptunterschiede. Erstens sind die Kurse und die Streckenführung in Deutschland im Vergleich zu den USA grundlegend verschieden. Hier in Europa sind die Strecken oft technisch anspruchsvoller und härter - Schlamm, Hindernisse wie Heuballen, Baumstämme, harte Anstiege und ständige Richtungswechsel. In den USA sind die Kurse eher auf großen Feldern oder Golfplätzen angelegt, easy zu laufen. Die Leute dort rennen manchmal schon fast so schnell wie bei Straßenläufen hier in Europa und nutzen sogar teilweise Carbon-Schuhe statt Spikes.

Und zweitens, die Teilnehmerfelder in den USA sind viel größer und tiefer. In der Division I (höchste Liga im College-System, Anm.d.Red.) laufen sie die ersten Kilometer bei den Nationals fast all-out, also mit einem brutalen Tempo. Dadurch wäre ein enger, technischer Kurs wahrscheinlich gar nicht so möglich. Es hat seinen eigenen Charakter und erfordert spezifische Fähigkeiten, die vielleicht eher denjenigen ähneln, die beim Straßenlauf oder auf der Bahn gefragt sind. Unser Crosslauf hier in Deutschland ist wirklich eine ganz andere Disziplin durch die Rhythmuswechsel und unterschiedlichen Bedingungen.

Wie funktioniert die Cross-Country Saison am College?

Im College-System in den USA geht es weniger um die Zeit und mehr um die Platzierung. Die Teams sammeln Punkte basierend darauf, wie ihre Läufer sich platzieren - erster Platz ergibt einen Punkt, zweiter Platz zwei Punkte, und so weiter. Das Team mit den niedrigsten Gesamtpunkten gewinnt. Deshalb zählt wirklich jeder Platz und alle geben alles für ihr Team.

(Die Team-Wertung werden bei der bei Übertragung in Echtzeit aktualisiert und gezeigt und ermöglichen ein Mitfiebern mit den Teams. Bei den diesjährigen NCAA Cross Country Championships hat das Frauen-Team der NC State mit nur einem Punkt vor dem Team von Northern Arizona gewonnen, Anm.d.Red.)

Normalerweise werden fünf Läufer gewertet, aber bei den großen Meisterschaften sind es sieben, und die besten fünf Ergebnisse zählen. Bei einem Gleichstand kommen manchmal sogar der sechste oder siebte Läufer ins Spiel, und es gibt auch einen Ersatzläufer, der mitreist. An manchen Universitäten kann es hart sein, überhaupt ins Wettkampfteam zu kommen. Selbst in meiner Division-II-Mannschaft an der University of Mount Olive war der Wettbewerb extrem stark. Wir hatten sogar 4-5 Läufer, die unter 31 Minuten laufen konnten - das war echt krass im Vergleich zu Deutschland, wo es oft schon schwer ist, drei Läufer*innen für ein Team zusammenzubekommen.

Was könnten sich Cross Country Events in Deutschland von der USA abschauen?

Definitiv alles rund um den Event-Flair. Hier sind unsere Crossläufe oft klein und unspektakulär. Das Drumherum, die ganze Atmosphäre - da könnte mehr gehen. Mit Social Media und Live-Streams könnte man das richtig aufmischen und die Sache viel präsenter machen. Die Verbände und Klubs könnten da mehr Initiative ergreifen, um die Events spannender zu machen. Wenn man sich die Wettkampfformate in den USA oder auch bei European Athletics anschaut (Speed Cross, Relays, oder auch die Mixed Teams Relays) ist da cooles Zeug dabei, und ich wünschte, wir hätten solche Sachen auch hier auf nationaler Ebene.

“Ein großes Event, vielleicht mal wieder eine EM in Deutschland, das wär’ was!”

Es wäre mega, wenn wir mehr laufbegeisterte Menschen dafür gewinnen könnten, mal bei einem Crosslauf vorbeizuschauen. Bei Straßenläufen sind ja schon sehr viele Leute am Start und Cross ist eigentlich auch nur Laufen, nur eben im Gelände. Ein großes Event, vielleicht mal wieder eine EM in Deutschland, das wär’ was! Das ist ja auch nicht so riesig wie eine Leichtathletik-EM oder -WM, sondern ein cooler Wettkampftag mit einem knackigen Programm.

Durch das Highschool- und College-System in den USA hat Cross Country ganz andere Voraussetzungen. Wie man die Disziplin in Deutschland dennoch attraktiver und reizvoller für Athlet*innen und Zuschauer*innen gestalten könnte, erfahrt im nächsten Artikel “Cross EM und Potential in Deutschland”

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