
Hitzeschlacht mit Herzschlagfinale: Der hella hamburg halbmarathon 2025
Mit Teilnahmerekord, dem schnellsten Feld aller Zeiten und packenden Duellen entlang der schönsten Hamburger Strecke sorgte das Event bei strahlender Sonne für Gänsehautmomente. Erfahre hier, wie das Rennen verlief, was Richard Ringers Highlight des Jahres ist und wie eine Debütantin das Frauenrennen fast zum Rekordlauf machte.
Words: Lukas Motschmann
Photos: Florian Kurrasch

Es war alles angerichtet für einen großen Tag des Laufsports: 18.000 gemeldete Läufer:innen, ein neuer Teilnehmerrekord, fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr – der hella hamburg halbmarathon 2025 hat die Hansestadt in eine einzige, pulsierende Laufstrecke verwandelt. Der Startschuss fiel traditionell auf der Reeperbahn, doch es war schnell klar: Dieses Rennen wird kein gewöhnliches. Die 21,1 Kilometer durch Hafen, Speicherstadt, Alsterufer und Innenstadt boten nicht nur eine der schönsten Halbmarathon-Strecken Deutschlands – sie wurden zur Bühne für persönliche Bestleistungen, emotional aufgeladene Zieleinläufe und beinahe gebrochene Rekorde.

“Vorne wurde etwas Katz und Maus gespielt”
- Richard Ringer
Im hochkarätigen Männerfeld standen gleich mehrere Favoriten an der Startlinie: Samwel Mailu, zweifacher Sieger in Hamburg; Edward Cheserek, vielfacher US-Collegemeister mit kenianischen Wurzeln; sowie der deutsche Hoffnungsträger Richard Ringer, Marathon-Europameister von 2022. Und tatsächlich entwickelte sich das Rennen zunächst zu einem taktischen Schlagabtausch, der eher an ein Radrennen erinnerte: eine große Führungsgruppe, gelegentliche Tempoverschärfungen, dann wieder Abwarten. „Vorne wurde etwas Katz und Maus gespielt“, sagte Richard Ringer später. Die Entscheidung fiel erst auf den letzten Kilometern, als sich Mailu und Cheserek absetzten.

“Das hat richtig Spaß gemacht und gibt mir Motivation für den Sydney Marathon”
- Edward Cheserek
Mailu, mit der Strecke vertraut, spielte seine Erfahrung in den welligen Schlusskilometern aus – und siegte in 1:01:03 Stunden, nur 11 Sekunden über dem Streckenrekord aus dem Jahr 2015. Ein Hauch von Geschichte lag in der Luft. „Das war mein erstes Rennen in Deutschland“, sagte Cheserek, der in 1:01:11 Platz zwei belegte. „Die Stimmung war großartig, so viele Fans an der Strecke - das hat richtig Spaß gemacht und gibt mir Motivation für den Sydney Marathon.“


“Im Winter erwarten meine Frau und ich unser erstes Kind – vielleicht helfen die Endorphine ja auch im Training nochmal für die letzten Prozent.”
- Richard Ringer
Ringer beendete das Rennen als schnellster Deutscher auf Rang sechs in 1:02:30 – exakt die Zeit, die er zuvor angekündigt hatte. „Die Bedingungen waren perfekt!“, so der Rehlinger. Für ihn war der Lauf ein Test für die Weltmeisterschaften in Tokio. „Als Vorbereitungsrennen hätte es ruhig noch wärmer sein können – für Tokio wünsche ich mir richtig heiße Temperaturen. Ich habe eine Strategie entwickelt, die das berücksichtigt.“ Für ihn geht es jetzt weiter mit kürzeren Intervallen, ergänzt durch intensives Alternativtraining. Das Ziel: eine Platzierung unter den Top 8 in Tokio. Und ein weiteres, ganz persönliches Highlight kündigte Ringer ebenfalls an: „Im Winter erwarten meine Frau und ich unser erstes Kind – vielleicht helfen die Endorphine ja auch im Training nochmal für die letzten Prozent.“


“Die Stimmung war so mitreißend – das hat mich bis ins Ziel getragen.”
- Joan Jepleting
Im Frauenrennen sorgte die erst 22-jährige Joan Jepleting aus Kenia für ein kleines Ausrufezeichen. Sie absolvierte ihren allerersten Halbmarathon – und siegte gleich in 1:10:12 Stunden, nur sieben Sekunden über dem Streckenrekord der Israelin Lonah Salpeter. „Ich habe mit dem Sieg überhaupt nicht gerechnet“, sagte Jepleting. „Aber bei Kilometer zehn war plötzlich niemand mehr neben mir. Die Stimmung war so mitreißend – das hat mich bis ins Ziel getragen.“ Mit einem Vorsprung von 27 Sekunden auf die Zweitplatzierte Rancy Kogo bewies sie eindrucksvoll, dass mit ihr künftig auf internationalen Podien zu rechnen ist. „Den Marathon hebe ich mir noch auf – ich bin ja noch jung.“ Schnellste Deutsche wurde Lisa Huwatscheck (Hannover 96) in 1:16:14, gefolgt von der Hamburgerin Melina Kürschner (LT Haspa Marathon Hamburg) in 1:19:11.


Die Stimmung entlang der Strecke war wie gewohnt großartig – Musik, Applaus, Schilder, Kinder mit Wassereimern. Bei angenehmen 22 Grad und leichter Brise ideal für Zuschauer:innen – für Athlet:innen mit Rekordambitionen hingegen nicht ganz optimal. Der finale Anstieg zum Ziel bei den Messehallen kostete so manchem Läufer Sekunden und Nerven. Trotz mehrfacher Duschmöglichkeiten und medizinischer Betreuung kam es im Laufe des Vormittags zu mehreren Reanimationen im Starterfeld – ein ernsthafter Reminder an die körperlichen Grenzen im Hitzesport. Dank kurzer Wege zu Sanitäter:innen und dem vom Veranstalter angebotenen Erste-Hilfe-Crashkurs verliefen alle Einsätze glimpflich. Laut Veranstalter sind inzwischen alle betroffenen Teilnehmer:innen wieder wohlauf.



Fazit: Hamburg zeigt, wie Laufsport gelebt wird.
Der hella hamburg halbmarathon 2025 war mehr als ein Rennen – er war eine Liebeserklärung an den Laufsport. Zwischen Bestzeiten, Tränen, lauten Beats und leisen Momenten der Erschöpfung wurde wieder einmal deutlich: Diese Stadt kann Laufen. Und sie macht es für alle erlebbar – ob Weltklasse oder Freizeit, ob Debüt oder Rekordjagd.

