Cross-EM in Brüssel: Ein Schlammiges Spektakel
Die Cross Country Europameisterschaft in Brüssel hatte neben viel Schlamm noch einiges mehr zu bieten: Ein herausfordernder Kurs, spektakuläre Positionskämpfe bis zum Ende und ausgelassene Stimmung an der Strecke dank Fanclubs aus ganz Europa.
Words: Sven Rudolph
Photos: Florian Kurrasch
Nachdem wir zuvor die Welt des Cross Country erkundet haben und die Begeisterung der USA für diesen Sport gesehen haben, wollten wir die Atmosphäre und Emotionen eines Cross-Events live vor Ort erleben. Deshalb haben wir die Gelegenheit genutzt und sind zu den Europameisterschaften im Cross Country nach Brüssel gereist. Unsere Erwartungen waren hoch, und wenige Länder in Europa hätten diese so gut erfüllen können wie Belgien, mit seiner langen Cross Country Historie und als Austragungsort des bekannten Lotto Cross Cup.
Insgesamt wurden sieben Rennen ausgetragen, angefangen bei 5 km für die U20, über 7 km für die U23 bis hin zu 9 km in der Hauptkategorie. Zusätzlich gab es eine Mixed-Staffel, bei der ein Team aus jeweils zwei Männern und zwei Frauen eine Strecke von 6 km (4 x 1500m) in beliebiger Reihenfolge zurücklegte. Das gesamte Set-Up versprach Spannung pur.
Begeisterte Fans, Schlamm und Spannung pur
Der Start des ersten Rennens erfolgte um 12:30 Uhr, gefolgt von drei Stunden herausragender Unterhaltung. Wie üblich bei Cross-Country-Rennen starteten die Läufer*innen nebeneinander und bemühten sich auf den ersten Metern um eine gute Position im Vollsprint, bevor sie versuchten, den optimalen Weg durch den schlammigen, tiefen Boden und die äußerst rutschigen Passagen zu finden. Der Rundkurs durch den Laeken Park erstreckte sich über eine Länge von 1000 Metern bzw. mit Schleifen 1500 Metern und ließ keine Zeit für Erholung zu. Besonders in den schmaleren Streckenabschnitten und in den Kurven war die Stimmung ohrenbetäubend laut und half den Läufer*innen, die Schmerzen für kurze Zeit zu vergessen.
Die belgische Hauptstadt erwies sich als hervorragender Gastgeber. 7.000 Fans entlang der Strecke ließen spüren, dass Crosslauf in Belgien gelebt wird. Unter den Zuschauern war auch der deutsche Marathon-Läufer Jonathan Dahlke, der von der "bombastischen Stimmung entlang der gesamten Strecke" überwältigt war. Die Länderflaggen, Bengalos, Trompeten und Sprechchören ließen einen manchmal zweifeln, ob man sich tatsächlich bei einer Laufveranstaltung befindet.
“An manchen Stellen ist die Strecke nur etwa 5 Meter breit. Du hast links 100 Leute, rechts 100 Leute und da ist die Stimmung auf jeden Fall geil.”
- Aaron Bienenfeld
Britische Dominanz und Prämiere für Frankreich
Am lautesten wurde der Sieg der Belgier in der Teamwertung der Männer gefeiert. Seit 2016 hatten sie kein Gold geholt. Auf heimischem Boden wurden die Fans nicht enttäuscht. Das britische Team dominierten die Veranstaltung mit sieben Mal Gold und insgesamt elf Medaillen. Die französischen Fans hatten ebenfalls Grund zum Jubeln, als Yann Schrub das Rennen bei den Männern gewann und damit die erste Goldmedaille für Frankreich in der Einzelwertung der Herren sicherte. Sicherlich ein motivierender Schub für sein Ziel, bei der Leichtathletik-EM 2024 in Rom Gold über 10.000 Meter zu holen. Aaron Bienenfeld war der bestplatzierte Deutsche auf Rang 14 und erfüllte damit sein Ziel, unter die Top 15 zu laufen. Im kommenden Jahr strebt er die Top 10 an. Nick Jäger und Max Thorwirth belegten die Plätze 36 und 39.
“Die Stimmung war echt unfassbar und es hat einfach so viel Spaß gemacht.”
- Nick Jäger
Bei den Frauen festigte Norwegens Karoline Grøvdal ihre Position als eine der größten Athletinnen in der Geschichte der SPAR-Europameisterschaften im Crosslauf. Sie sicherte sich in Brüssel mit großem Vorsprung zum dritten Mal in Folge den Titel der Frauen. Elena Burkard war die bestplatzierte Deutsche auf Rang 15, gefolgt von Lisa Tertsch und Eva Dietrich auf den Plätzen 21 und 24. Die stärksten Teamleistungen erzielten die U20- und U23-Frauen, die jeweils Silber für Deutschland holten.
Unvergessliche Eindrücke von der Cross-EM
Unabhängig vom Ausgang der einzelnen Rennen hat uns die herausragende Atmosphäre vor Ort begeistert, die trotz zunehmend schlechter Wetterbedingungen konstant phänomenal war. Laut Angaben des Veranstalters verfolgten hunderttausende Zuschauer das Ereignis über lokale TV-Übertragungen, den Live-Stream von European Athletics und umfangreiche Berichterstattung in sozialen Medien. Für uns war es definitiv ein inspirierendes Ereignis und eine lohnenswerte Reise! Die Cross-EM hat unsere Leidenschaft für diese Disziplin noch weiter verstärkt, und wir fragen uns, warum es eigentlich nicht mehr Events dieser Größe in Europa gibt.