Den Tag nach dem Training auszurichten macht einfach Spaß!
Den Job hat er gekündigt, die Uni ist vorerst vorbei, endlich kann er entspannt zweimal am Tag trainieren: Nachwuchstalent Noah Löser genießt den Sommer in Berlin. Doch schon bald geht es für ihn weiter: Ab August studiert er in den USA. Was macht das mit ihm?
Words: Agata Strausa
Video: Fellusch
Noah Löser ist die Nachwuchshoffnung beim Berliner Track Club, erreichte zuletzt eine Top-10 Platzierung bei den Deutschen Meisterschaften der Junioren über 5.000 Meter. Dabei ist der 21-Jährige eigentlich noch ein Neuling im Laufsport, wie er im Gespräch mit más erzählt. Sein Kükenstatus hat ihn jedoch leider nicht vor einer zähen, hartnäckigen Verletzung bewahrt. Nachdem er monatelang nur Alternativtraining machen konnte, hat er sich in diesem Jahr zurückgekämpft. Endlich kann er wieder mit seinen Freunden und seinem Team in Berlin trainieren.
Doch seine sportliche Zukunft sieht er anderswo: Ab August geht es für Noah für vier Jahre in die USA. Dort will er in Williamsburg, Kentucky, Trainingswissenschaften studieren. Es sei ein kleiner Ort, aber eine große Uni, so Noah. In den USA hofft er, Sport und Studium besser vereinbaren zu können als in Deutschland. Als “Student-Athlete” muss er neben der Uni nicht noch jobben, sondern erhält ein Stipendium.
más: Wie bist du zum Laufen gekommen?
Noah: Ich wurde über meine Familie ins Laufen integriert. In der Grundschule hat mich mein Opa ab und zu ins Stadion mitgenommen und ich bin bei ein paar Volksläufen mitgelaufen. Erstmal habe ich aber ziemlich lange Fußball gespielt. In meiner Abi-Zeit bin ich dann mit meinem Papa und meinem Opa zu so einem Volkslauf gegangen und war da ganz gut. Das hat mich dann motiviert, neben dem Fußballtraining mehr zu trainieren. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich im Laufen gut bin und habe dann aufgehört, Fußball zu spielen um mich aufs Laufen zu konzentrieren.
Was ist deine Lieblingsstrecke im Wettkampf?
Aktuell 5 Kilometer. Es ist der perfekte Mix aus Speed und Endurance.
Was macht für dich den Reiz aus, jeden Tag zu trainieren?
Ich lieb’s einfach, wenn man in so einer Trainingsperiode drin ist, in der man einfach einen Streak hat und durchtrainieren kann. Es fühlt sich dann an wie in einem Film. Der Lifestyle, den Tag nach dem Training auszurichten und jeden Tag zu trainieren - oder auch mal doppelt zu trainieren - das gibt mir einfach sehr viel Struktur und macht mir Spaß.
Du hast eine ziemlich lange Verletzungsgeschichte hinter dir. Was war los?
Ich hatte eine Entzündung an meinem Achillessehnenansatz. Ganz am Anfang hatte ich auch ein bisschen Wassereinlagerungen in meinem Fersenbein. Das hat sich sehr lange gezogen: von Februar 2022 bis November 2022. Ich habe es dann auch in der Indoor Season 2023 ab und zu gespürt.
“Ich sehe das immer noch so, dass ich mit dem Laufen am Anfang bin. Ich glaube, deswegen habe ich weitergemacht.”
- Noah Löser
Das klingt hart! Wie geht man damit um? Gab es einen Punkt, an dem du Zweifel hattest?
Es war auf jeden Fall hart, gerade im Sommer, als dann die Track Season lief, und alle Top in Shape waren - ich aber gar nicht laufen konnte. Das war schon demotivierend. Ich habe schon des Öfteren darüber nachgedacht, warum ich mir das überhaupt noch antue, mich da im Sommer drei Stunden indoor auf ein Bike zu setzen, um noch ein bisschen Fitness zu erhalten. Ich weiß im Endeffekt nicht, warum ich weiter gemacht habe. Aber ich hatte das Gefühl, noch nicht fertig zu sein mit dem Laufen. Ich sehe das immer noch so, dass ich mit dem Laufen am Anfang bin. Ich glaube, deswegen habe ich weitergemacht.
Jetzt geht es für dich nach Kentucky, USA. Welchen Eindruck hattest du vom College dort?
Ich habe mir die Uni nicht wie andere vorher vor Ort angeschaut. Online habe ich einen ganz guten Eindruck bekommen und mehrere Zoom-Calls mit dem Coach gehabt. Es wird auf jeden Fall interessant, da ich noch nie in den USA war und da jetzt studiere. Ich bin aber zuversichtlich, dass es mir dort gefallen wird. Alles, was ich bisher von der Uni gesehen habe, stimmt mich mit Vorfreude.
Mit welchem Gefühl fliegst du in die Staaten?
Ich bin einerseits ein bisschen aufgeregt, ob ich da zurecht komme und es so ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich freu mich aber sehr auf das Team und die Erfahrung.
Vielleicht noch etwas früh, das zu fragen: Aber was wirst du an Berlin vermissen?
Ich werde in Berlin am meisten meine Freunde vermissen, die klassischen Laufrouten durch den Tiergarten, Krone und Grunewald. Ich werde den Kaffee nach dem Longrun vermissen - ich hoffe, dass ich dort auch irgendwo einen kriege. Und ich werde das Training mit der Crew in Berlin einfach auch vermissen.
Was hast du durch das Laufen allgemein gelernt?
Auf jeden Fall, dass es wichtig ist, geduldig zu sein. Das kann ich leider nur sehr schwer. Geduldig und konsistent zu sein und darauf zu vertrauen, dass man das, was man hineinsteckt, auch irgendwann herausbekommt.
Auf was bist du im Bezug auf Laufen besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf die Erfahrungen, die ich im Zusammenhang mit dem Laufen machen durfte. Wie viele unterschiedliche Leute ich kennenlernen durfte und Wettkampfreisen machen. Oder dass mir Laufen jetzt so etwas wie die USA ermöglicht.
Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?
Gut und konsistent durchtrainieren zu können und mal zu schauen, was ich in den USA mit dem deutlich professionellen Training und der besseren Vereinbarkeit von Sport und Uni rausholen kann.
Wenn du eine Sache im Laufsport verändern könntest, was wäre das?
Die äußere Wahrnehmung: Ich finde, dass Laufen und Leichtathletik ein cooler und attraktiver Sport ist - aber zu wenige Fans hat. Wenn der Sport mehr Aufmerksamkeit hätte, dass dann auch mehr Förderung für junge Sportler in der breiten Masse möglich wäre und das den Laufsport auf jeden Fall zum Positiven verändern würde. Da helfen coole Events wie die On Track Nights und andere coole Races. Ich hoffe, dass es in der Zukunft mehr davon gibt.
Danke für das Gespräch!