Diamond League Silesia und der unantastbar geglaubte Weltrekord

Zehn Meetingrekorde, zwei Weltrekorde, zwei Kampfansagen - keine schlechte Statistik für einen Sonntag in Silesia. Beim 12. Diamond League Meeting des Jahres gab es Fabelzeiten am laufenden Band und auch zwei deutsche Starter mischten mit.

Words: Lukas Motschmann
Photos: Florian Kurrasch

An einem heißen Nachmittag und vor jubelndem Publikum war es vor allem ein Mann, der Geschichte schrieb: Jakob Ingebrigtsen brach einen der am längsten bestehenden Leichtathletik-Weltrekorde. Am Sonntag lief er vor über 41.000 Zuschauern im Schlesischen Stadion unglaubliche 7:17,55 für die 3000 m und pulverisierte damit den bisherigen Rekord von 7:20,67 des Kenianers Daniel Komen aus dem Jahr 1996 um mehr als drei Sekunden.

Ingebrigtsen, der zwar Olympiasieger über die 5000 m, allerdings “nur” 4. über die 1500 m wurde, hatte im Vorfeld des Rennens bereits selbstbewusst erklärt, dass die 3000 m eine ideale Distanz für ihn seien und der eigentlich als “unantastbar” geltende Weltrekord in Reichweite scheint. Und er hielt sein Wort. Im Ziel war Ingebrigtsen über 10 Meter vor den grünen Lichtern, die die Weltrekord Pace anzeigen und schlug die Hände über dem Kopf.

„Das ist ein ganz besonderes Gefühl, unglaublich“, sagte Ingebrigtsen unmittelbar nach dem Rennen, „Ich hatte gehofft, hier den Weltrekord angreifen zu können, aber aufgrund meines Trainings konnte ich nie genau vorhersagen, zu welcher Zeit ich fähig bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich 7:17 laufen könnte. Am Anfang fühlte sich das Tempo sehr schnell an, aber im Laufe des Rennens habe ich meinen Rhythmus gefunden. Die 3000 m sind eine harte Strecke - nach 4-5 Runden setzt die Milchsäure ein, aber man muss durchhalten. Die Hitze war heute eine Herausforderung, aber das ist für alle gleich. Mein Team und ich waren mit Eiswesten und ausreichender Flüssigkeitszufuhr gut vorbereitet. Jetzt möchte ich die Weltrekorde auf allen Distanzen angreifen - aber immer einen Schritt nach dem anderen.“

Der Äthiopier Berihu Aregawi, Olympia-Silbermedaillengewinner über 10.000 m, lief in 7:21,28 Minuten als Zweiter die drittbeste Leistung aller Zeiten.

Insgesamt wurden zehn neue Meetingrekorde aufgestellt, darunter gab es vor allem auch nach der 800m der Männer eine vielversprechende Kampfansage. Der kanadische 800-m-Weltmeister Marco Arop siegte zunächst in beeindruckenden 1:41,87 Minuten gegen den kenianischen Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi und gab dann bekannt: "Der Weltrekord ist definitiv in Reichweite. Ich denke, in Brüssel.“

Auch wenn kein Weltrekord fiel, waren die 3000m Hindernis aus mehreren Gründen eines der Highlights des Abends. Einerseits weil der marokkanische Olympiasieger, Soufiane El Bakkali, mit 8:04,29 Minuten hauchdünn vor Amos Serum gewann, der mit derselben Zeit Zweiter wurde. Das Podium komplettiert hat Samuel Firewu mit einer persönlichen Bestleistung von 8:04,34 Minuten. Andererseits weil die einzigen beiden deutschen Starter des Abends ebenfalls im Rennen waren: Hier konnte Karl Bebendorf mit dem neunten Platz und einer Zeit von 8:17,52 min nach einem eher enttäuschenden Olympia-Auftritt einen versöhnlichen Saisonabschluss finden, während Frederik Ruppert (15. Platz, 8:31,06 min) nach dem Saisonhöhepunkt in Paris wohl die Kraft ausging.

Im Rahmenprogramm stellte die Kenianerin Nelly Chepchirchir im 1000m-Lauf der Frauen mit 2:31,24 eine Weltbestzeit und einen Meeting-Rekord auf, was die beeindruckenden Leistungen des Tages noch verstärkte.

Das 12. Meeting der diesjährigen Diamond League-Serie endete mit einem weiteren Höhepunkt, der allerdings schon beinahe zur Tagesordnung gehört: Mondo Duplantis übersprang im Stabhochsprung 6,26 m und stellte damit seinen zehnten Weltrekord auf, indem er seine Marke, die er bei der Verteidigung seines olympischen Titels Anfang des Monats aufgestellt hatte, um einen Zentimeter verbesserte.

Impressionen aus Silesia