Karlsruhe im Rückspiegel: “Das war einfach nur verrückt!”
Die Lange Laufnacht in Karlsruhe ist bekannt für die einzigartige Atmosphäre - und ist ihrem Ruf als eines der besten deutschen Laufmeetings auch 2023 gerecht geworden. In der noch sehr jungen Trackseason haben einige Athlet*innen bereits gezeigt, dass mit ihnen in diesem Jahr zu rechnen ist.
Words: Agata Strausa
Photos: Florian Kurrasch und Loris Kaufmann
Ganz nah dran am Geschehen
Je länger der Tag in Karlsruhe wurde, desto länger wurden die Distanzen: Im Hauptprogramm ging es los mit den 800-Meter-Läufen, dann den 1.500 Meter-Heats, gefolgt von den Entscheidungen über 3.000 Meter Hindernis und 5.000 Meter. Die Sonne ging unter, das Tageslicht wurde ersetzt durch Flutlicht und bunte Scheinwerfer - doch die Rennen auf dem Sportplatz blieben spannend bis zuletzt. Die Stimmung steigerte sich sogar zum Ende hin: Zuschauer durften - was sonst verboten ist - auf die Laufbahn gehen und die Läuferinnen und Läufer von ganz nah anfeuern.
“So eine Stimmung habe ich noch nicht erlebt”
Luis Oberbeck, Drittschnellster des Tages über 800 Meter war überwältigt von der Stimmung vor Ort, “So viele Zuschauer waren am ganzen Streckenrand verteilt!” Mit seiner Zeit von 1:46,35 ist er zufrieden: “Im ersten 800 der Saison gleich diese Zeit stehen zu haben, gibt mir viel Selbstvertrauen für die nächsten Rennen.”
Doch schon in Karlsruhe hielt sich Oberbeck nicht zurück: “Ich hab mir vorgenommen, sehr schnell anzugehen und ich bin wirklich los gesprintet", sagt der 23-Jährige. “Als wir bei 100 Metern angekommen sind, habe ich gemerkt, dass alle neben mir sind. Das Tempo war schon komplett verrückt.” Nach der ersten Runde habe er absichtlich nicht auf die Anzeige nach der Durchgangszeit schauen wollen, so Oberbeck.
“Ich dachte, wenn ich das jetzt sehe, wird mir nur schlecht.”
- Luis Oberbeck
Dann habe er einfach nur noch seine “Beine in die Hand genommen”. Den A-Lauf der Männer über 800 Meter gewann am Ende Filip Ostrowski in einer Zeit 1:45,62 Minuten. Nur ganz knapp dahinter sorgte Robert Farken mit 1:45,65 für eine Überraschung. Denn nach einer langen Verletzungspause meldete er sich wieder mit einer Weltklasse Zeit zurück.
Wahrscheinlich hätte Farken auch im 1.500-Meter-Rennen, seiner Hauptdisziplin, bereits ein Ausrufezeichen setzen können. Denn das Rennen war schnell: Der Sieger aus den Niederlanden, Vermeulen Jochem, setzte sich in 3:35,80 durch. 15 Männer liefen über 1.500 Meter eine Zeit unter 3:40 Minuten - was einmal mehr zeigt, wie stark die Felder in Karlsruhe sind.
Die Ergebnisse der 800m der Männer in der Übersicht:
1. Filip Ostrowski 🇵🇱 1:45,62
2. Robert Farken 🇩🇪 1:45,65 (PB)
3.Luis Oberbeck 🇩🇪 1:46,35 (PB)
Sieg und Meetingrekord für Young-Star Olivia Gürth
Beim Rennen der Frauen über 3000 Meter Hindernis tobte das Publikum: Der Sieg ging an die U20-Europameisterin Olivia Gürth in 9:41,23. Die 20-Jährige lief ein mutiges Rennen von vorne weg - und konnte schließlich mit erhobenen Armen über die Ziellinie sprinten.”Ich war die Jahre zuvor auch schon im Karlsruhe und hatte die Läufe besonders in Erinnerung”, sagt Gürth.”Nachdem ich vor einer Woche persönliche Bestzeit über 2.000 Meter Hindernis gelaufen bin, wusste ich, dass ich in guter Form bin”.
Gürth freut sich über die schnelle Zeit, der Sieg und der Meeting-Rekord seien dabei die Krönung eines erfolgreichen Abends. “Die Atmosphäre in Karlsruhe ist einfach unvergleichbar mit allen anderen Meetings, bei denen ich bisher gelaufen bin”, so Gürth.
Die Ergebnisse der 3000m Hindernis der Frauen in der Übersicht:
1. Olivia Gürth 🇩🇪 9:41,23 (PB)
2. Michelle Finn 🇮🇪 9:43,83
3. Veerle Bakker 🇳🇱 9:52,95
Karlsruhe bleibt in Erinnerung
“Als ich im Stadion ankam, war es viel kleiner als gedacht, eher ein Sportplatz mit Tribüne”, erzählt Noah Löser. Der Berliner Amateur war zum ersten Mal in Karlsruhe über 5.000 Meter am Start. “Man ist reingekommen und fast erschlagen worden von der Lautstärke und der Bewegung”, sagt Löser. Sein Fazit lautet ähnlich wie das der anderen Teilnehmer:
“Ich hab so eine krasse Stimmung noch nie vorher erlebt.”
- Noah Löser