Neue Höhen, gleiche Einstellung: Robert Farken erobert Colorado
Robert Farken jagt nicht nur schnellere Zeiten – er jagt Träume. Der deutsche Mittelstrecken-Star hat seine Sachen gepackt und sich dem OAC in Boulder angeschlossen. Warum er diesen Schritt gewagt und wie sich sein Leben seitdem verändert hat, erfahrt ihr hier.
Words: Lukas Motschmann
Photos: Florian Kurrasch
Wir treffen Robert während seines ersten Heimatbesuches in Leipzig bei der Leistungsdiagnostik im Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT). Hier hat der Mittelstreckler schon dutzende Stufen- und Abbruchtests absolviert, um den aktuellen Fitnessstand und vor allem die Trainingsgeschwindigkeiten für die bevorstehenden Einheiten zu ermitteln. Heute ist allerdings die erste Kontrolle, nachdem er sich von seinem langjährigen Trainer Thomas Dreißigacker verabschiedete. “Ich habe fast die Hälfte meines Lebens mit Thomas verbracht und nehme aus dieser Zeit Erinnerungen fürs Leben mit”, sagt er. Unter Dreißigackers Anleitung wurde Farken zu einem Weltklasse-Läufer, der nicht nur Erfolge sammelte, sondern auch seine Leidenschaft für den Sport festigte.
Auch den OAC Europe hinter sich zu lassen, wo er die letzten drei Jahre trainierte und Freundschaften schloss, war nicht leicht. Doch Farken hatte Größeres im Blick.
Ein mutiger Schritt: Farken zieht nach Boulder
Im November verkündete Farken seinen Umzug nach Boulder, Colorado, um mit Dathan Ritzenhein und dem Elite-Team des On Athletics Club (OAC) zu trainieren. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie aufgeregt ich bin, Teil dieser Gruppe von Weltklasse-Athleten zu sein“, erzählt er. Nach nur ein paar Wochen fühlt er sich schon richtig wohl. „Meine Teamkollegen haben es mir super einfach gemacht – sie waren mega hilfsbereit.“
Boulder beschreibt er als eine Mischung aus „Lebensqualität, Spaß und teuer!“ Trotzdem scheint er voll aufzugehen. Er hat ein neues Haus gemietet und fährt jetzt einen klassischen Mercedes 560 SL, um die Straßen von Colorado zu erkunden. „Ich bin bereit für die nächsten 100 Jahre“, lacht er entspannt und wirkt, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen.
Training in den USA: Alles anders - alles besser?
Der Umzug nach Boulder war mehr als nur ein Tapetenwechsel – Farken wollte auch sein Training auf ein neues Level bringen. „Der Tagesrhythmus, der Wochenplan, die Trainingsphilosophie – alles ist komplett anders“, erzählt er. Und genau das war sein Ziel: „Wenn sich nicht viel ändern würde, hätte ich auch bleiben können.“
Im OAC liegt der Fokus darauf, auf den eigenen Körper zu hören – und das kommt ihm entgegen. „Das Training hier ist viel intuitiver“, sagt er. „Wenn du dich gut fühlst, kannst du Gas geben, und wenn nicht, ist es völlig okay, mal langsamer zu machen.“ Die strenge Beachtung der Blutlaktat-Tests ist Geschichte, was für eine entspanntere Atmosphäre sorgt.
Besonders liebt er die längeren Einheiten, die verschiedene Intensitätsbereiche kombinieren. Sie starten im Schwellenbereich, steigern sich bis ins Anaerobe – und dann wird es richtig hart. „Das bringt die Kiste zum Laufen, bevor es ans Eingemachte geht“, sagt er begeistert.
Auch die Daten sprechen für die Umstellung. Die Resultate der Leistungsdiagnostik sind besser denn je. Doch ist wirklich alles so einfach?
„The privilege of a lifetime“
„The privilege of a lifetime is to become who you truly are“, glaubt Farken – sein persönliches Lebensmotto. Für ihn bedeutet das, jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, zu schätzen, weil sie einen formen. „Man muss die Lektionen mitnehmen und weitermachen“, sagt er nachdenklich.
Aber der Umzug hatte auch seinen Preis. „Meine Familie und Freundin zurückzulassen, war echt hart“, gibt er zu. Trotzdem weiß er, dass es der richtige Schritt war. „Man hat nur diese eine Karriere im Laufsport“, sagt er entschlossen und will das Beste aus dieser einmaligen Chance machen.
Ein Lichtblick: Sobald seine Freundin ihr Studium im Sportmarketing abgeschlossen hat, plant sie, nach Boulder zu ziehen. „Dann können wir zusammen das nächste Kapitel schreiben“, sagt Farken mit einem optimistischen Lächeln.
Blick in die Zukunft: Schneller, stärker, mutiger
Für das kommende Jahr hat Farken klare Ziele: schneller laufen und der Lauf-Community etwas zurückgeben. „Ich möchte meine Erfahrungen teilen und etwas Positives beitragen“, sagt er. Sein Tipp an andere Läufer? „Akzeptiere Rückschläge – die hat jeder. Das Einzige, was zählt, ist, sie anzunehmen und weiterzumachen.“
Trotz seiner Ambitionen bleibt Farken bodenständig. „Ich glaube nicht, dass sich in einem Jahr viel an mir ändern wird, aber ich hoffe natürlich, dass ich viel schneller laufe – und vielleicht habe ich ein paar neue Tattoos oder eine andere Frisur“, scherzt er. „Aber im Herzen bleibe ich derselbe. Nur um ein paar Erfahrungen reicher. Mal schauen.“
Für Robert Farken zählt vor allem eins: die Reise. Und die geht er mit Entschlossenheit, Style und jeder Menge Träume an.