Paris 2024: So heiß wie diesmal war die Ticketvergabe noch nie
Im Marathon läuft die erste Qualifikationsfrist für die olympischen Sommerspiele im Januar aus. Beim Dubai Marathon wurden die Karten neu gemischt. Wird sich am jetzigen Ranking nochmal was ändern?
Photos: Florian Kurrasch und Kai Heuser
Wer 2024 liest und nicht an Olympia denkt, ist kein echter Leichtathletik-Fan. Die Olympischen Sommerspiele in Paris im Sommer dieses Jahres sind das Highlight für Profiathleten - wie auch für das Publikum. Die Früchte der ganzen harten Einheiten, Blut, Schweiß und Tränen - werden zwischen dem 1. und 11. August in der französischen Hauptstadt geerntet. Das gilt natürlich für die Athlet:innen.
Wir Fans können höchstens Jagd auf Zuschauertickets machen. Aber wen dürfen wir denn dann - egal ob im Stadion oder vor dem Fernseher zuhause - anfeuern? Welche deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten sind dabei? Weil wir voreingenommen sind und Laufen sowieso der coolste Sport ist, wollen wir vor allem einen Blick auf die Laufevents werfen. Allen voran: Den Marathon.
Wie qualifiziert man sich im Marathon für die Olympischen Spiele?
Bei den Olympischen Spielen darf jede Nation drei Männer und drei Frauen in jedem Bewerb an den Start schicken. Dafür müssen die Athlet:innen bestimmte Normen erfüllen, das heißt konkret: Schnell genug laufen. Dabei gibt es eine internationale Qualifikationszeit, die man bei einem offiziell anerkannten Wettkampf innerhalb eines Zeitfensters gelaufen sein muss. Im Marathon sind das 2:08:10 Stunden für Männer und 2:26:50 Stunden für Frauen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich über die Weltrangliste zu qualifizieren, wenn man die offizielle Zeit nicht unterboten hat.
Wie das Ranking des Weltverbandes funktioniert, lest ihr hier - denn da zählen nicht nur schnelle Zeiten, sondern auch, wo diese gelaufen wurden. Dem olympischen Komitee zufolge dürfen in Paris insgesamt 80 Läuferinnen und Läufer im Marathon starten - die Hälfte der Plätze basiert demzufolge auf dem “erfolgreichen Abschneiden in einem Wettbewerb” und die andere Hälfte der Plätze “auf der Weltrangliste innerhalb des Ranglistenzeitraums”.
Sicher, vielleicht: Welche Deutschen sind dabei?
Allgemein bestimmt aber das jeweilige Land, welche Athletinnen und Athleten es zu den Spielen mitnimmt. Eine individuelle Anmeldung gibt es nicht. Die Schnellsten, also diejenigen, die die Olympianorm rechtzeitig erfüllt haben, werden mitgenommen - es dürfen aber eben nur drei pro Disziplin starten. In Deutschland war es wohl noch nie so schwer, sich einen dieser drei Plätze zu ergattern. Denn die Leistungsdichte im Marathon ist aktuell extrem hoch.
Nach ihrem spektakulären Auftritt beim Dubai-Marathon hat sich Mela Kejeta, die Olympia-Sechste 2021, mit einer neuen PB (2:21:47) auf Position eins des deutschen Rankings geschoben. Dahinter folgen Domenika Mayer (2:23:47) und Laura Hottenrott (2:24:32). Aber auch Fabienne Königstein (2:25:48) und Deborah Schöneborn (2:25:52) haben die Qualifikationsnorm unterboten, finden sich aber “nur” auf Position vier und fünf der nationalen Rangliste wieder.
Deborah Schöneborn will am 15. Januar ihre Chance beim Houston-Marathon nutzen und sich nochmal unter die Top 3 der Deutschen mischen.
Bei den Männern ist einer ganz sicher dabei, das kann man jetzt schon sagen: Amanal Petros. Er ist in Berlin deutschen Rekord gelaufen. Seine 2:04:58er-Zeit wird kaum jemand unterbieten. Er kann sich jetzt gezielt auf das Olympische Finale vorbereiten.
Ebenfalls die offizielle Norm deutlich unterboten hat Samuel Fitwi mit seiner neu aufgestellten Bestzeit beim Dubai Marathon (02:06:27). Auch Richard Ringer (2:07:04) wird den Startplatz wohl kaum ein anderer Landsmann streitig machen können. Daneben hat kein weiterer deutscher Läufer die Olympia-Norm unterboten. Doch mehrere Athleten scheiterten nur knapp - und haben theoretisch eine Chance, noch einen Versuch zu starten. Da wären etwa Filimon Abraham mit 2:08:22, Haftom Welday mit 2:08:24 und Hendrik Pfeiffer mit 2:08:48.
Die letzten Chancen zur Qualifikation
Der 30. Januar 2024 markiert einen ersten Meilenstein für die Olympia-Nominierungen. Denn zu diesem Zeitpunkt vergibt World Athletics 64 von insgesamt 80 Startplätzen. Die restlichen 16 Startplätze für Männer und Frauen werden dann Ende April vergeben. Die Möglichkeiten, die geforderten Zeiten zu erreichen, sind somit begrenzt. Dennoch ist nach Januar weiterhin mit Angriffen auf die Normen zu rechnen. Im Falle eines Ausfalls besteht nämlich noch die Chance in der nationalen Liste nachzurücken und auf eine Nominierung zu hoffen. Es bleibt also spannend…