Creators in Running: Scott Diekema
Von Marathon-PBs bis hin zur Entwicklung innovativer Fitnesstechnologien, dieser laufende UI-Designer definiert die Art und Weise, wie wir unseren Sport erleben können, ganz neu. Lies hier, wie Scott Diekema mit einer Mischung aus analoger Nostalgie und digitaler Kreativität die Laufkultur verändert - eine achtsame Meile nach der anderen.
Worte: Lukas Motschmann
Photos: Scott Diekema, Jay-Dee Samonte, Asa Fletcher
In unserer Serie “Creators in Running” beleuchten wir die Geschichten und Kreativität talentierter Menschen, die das Wesen des Laufens einfangen und so dazu beitragen, den Sport weiterzuentwickeln. Die Serie soll die Verbindung von Kunst und der Laufsport-Community zeigen und neue Content Creator inspirieren.
más: Wie unterscheidest du dich von anderen kreativen Köpfen im Laufsport?
Scott: Heutzutage arbeite ich hauptsächlich als UI-Designer und -Entwickler, daher konzentriere ich mich auf das Web als Medium zum Storytelling. Die Fotografie war mein erstes kreatives Ventil, als ich 15 war, und Foto/Video ist immer noch Teil meiner Arbeit, aber zweitrangig gegenüber visuellem Design und Code.
Wenn es um den Laufsport geht, interessiere ich mich sehr für das digitale Medienumfeld rund um diesen Sport. Laufen ist offensichtlich eine sehr körperliche "Offline-Aktivität", und doch wird ein Großteil der heutigen Laufkultur, zumindest in Städten wie New York, digital vermittelt. Die meisten von uns verlassen sich auf GPS-Uhren, um ihr Tempo zu halten, und teilen diese Daten mit der Welt auf Running-Apps wie Strava. Als kreativer Entwickler und Läufer habe ich viel darüber nachgedacht, wie diese Tools meine eigene Lauferfahrung prägen und wie alternative Methoden aussehen könnten.
“Es ist sehr interessant wie GPS-Uhren das Laufen beeinflussen”
- Scott Diekema
Im letzten Winter gab es zum Beispiel einen Trainingsblock, in dem ich bei leichten Läufen statt mit meiner GPS-Uhr mit einer alten Casio und einer über 20 Jahre alten Handgelenkkamera lief. Das zwang mich dazu, mich mehr mit dem Training nach Gefühl ("effort-based training") vertraut zu machen, und brachte außerdem den lustigen kreativen Aspekt mit sich, dass ich schnell Fotos entlang meiner Strecke machen konnte. Es war allerdings ein Albtraum, die Fotos von der Uhr zu bekommen... Ich wünschte, ich könnte eine moderne Version bauen, die das Verfahren einfacher macht. Vielleicht eines Tages.
Du arbeitest für Router - kannst du uns erklären, was das genau ist und was du machst?
Router ist ein kreatives Technologiestudio, das ich mir mit zwei Partnern, Sam Lowe und Nicholas Byrne, teile. Es entstand aus einem interaktiven Kunstprojekt im Jahr 2020, in den frühen Tagen der Pandemie.
Ich kam gerade aus dem College, wo ich Philosophie studierte, und war ein leidenschaftlicher Fotograf. Die Gestaltung und Inspiration für das Reality Recycling Center (RRC) war in vielerlei Hinsicht eine Brücke zwischen Fotografie und Philosophie.
Was als leidenschaftliches Projekt unter Freunden begann, entwickelte sich zu einer Zusammenarbeit mit Musikern und Marken, bei der wir vor allem maßgeschneiderte Websites und Musikvideos erstellten, aber auch eine breitere Art Direction und Beratung. Wirklich alles, wofür uns die Leute bezahlen würden. Jetzt haben wir ein Studio in Ridgewood, New York, das eine Spielwiese für esoterisches analoges und frühes digitales Equipment ist, von altem Broadcast-Equipment bis zu einem Apple IIc Computer von 1984.
Die Arbeit von Router konzentriert sich heute auf maßgeschneiderte Software und bewegte Grafiken. Die meisten unserer Partner sind in der Musikindustrie tätig, aber wir haben im Laufe der Jahre auch einige Markenprojekte im Laufsport durchgeführt. Wir haben 3D-Animationen für die LOEWE x On Running-Kollaboration im Frühjahr 2022 erstellt, dann ein paar Projekte hier in New York City. Zuletzt waren wir für das Video- und Lichtdesign für die Sommerkampagne 2024 von Bandit Running zuständig.
Jetzt arbeitest Du an etwas ganz Besonderem, möglicherweise einer Alternative zu Strava - was genau ist die App Source?
Source ist ein raffinierter Fitness-Tracker, der auf Gefühl und nicht auf Tempo basiert. Wir arbeiten derzeit an unserer „MVP“-App für iOS und hoffen, sie Anfang nächsten Jahres im App Store zu veröffentlichen. Die Initialzündung für Source kam durch unerwartete Wechselwirkungen zwischen meinem Training und meiner kreativen Praxis. Ich laufe im Durchschnitt eine Stunde pro Tag, und im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass dieser Teil meiner täglichen Routine meine kreativen Gedanken stark anregt. Das ging so weit, dass ich während des Laufens Webschnittstellen in meinem Kopf entwarf und dann, als ich nach Hause kam, aufgeregt Skizzen anfertigte.
Ich begann, diese Verbindung zwischen Kreativität und Bewegung zu erkennen. Es gibt eine ganze Reihe von Forschungsergebnissen zum Thema „Mind-Wandering“ und „Flow“ im Zusammenhang mit Bewegung und kreativem Denken, die ich faszinierend fand. Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich begann mich zu fragen, wie eine Fitness-App aussehen könnte, die sich mit der mentalen Seite der Bewegung befasst, insbesondere mit ihrem Potenzial für Inspiration und gegenwärtiges Bewusstsein.
Ich ging zurück zu meinen Partnern bei Router und wir begannen, als Nebenprojekt daran zu tüfteln und die Idee gemeinsam weiterzuentwickeln. Anfang dieses Jahres haben wir eine geschlossene Beta-Version des Konzepts für etwa 50 Athlet:innen veröffentlicht. Diese v1-Web-App visualisierte den Fluss auf der Grundlage der Strava-Daten eines Users. Wir haben großartiges Feedback erhalten und konzentrieren uns diesmal darauf, die Funktionen zu erweitern, in der Hoffnung, Source zu einem alltäglichen Werkzeug für achtsames Laufen zu machen, völlig losgelöst von Strava.
Unser Hintergrund ist der Laufboom nach der Pandemie, den wir alle gerade erleben. Ich bin mit dem Laufen aufgewachsen, habe im College eine Pause eingelegt und mich dann während Corona wegen der positiven Auswirkungen auf die geistige Gesundheit wieder dafür begeistert, was, glaube ich, ziemlich verbreitet ist. Gleichzeitig gibt es diese coolen Modemarken und Laufclubs, die eine Gemeinschaft aufbauen und das Laufen zu einem neuen Mittel der Selbstdarstellung machen.
“Coole Modemarken und Run Clubs entwickeln Laufen zu einem neuen Ventil der Selbstdarstellung”
- Scott Diekema
All diese Veränderungen sind im Gange, und ich bin mir nicht sicher, ob die Fitness-Apps schon aufgeholt haben. Sie sehen immer noch so aus und funktionieren größtenteils so, wie sie es in den letzten zehn Jahren getan haben, mit einem ziemlich einseitigen Fokus auf GPS-Daten. Das hat natürlich seine Berechtigung, aber die Zahlen einer Uhr sind nur ein kleiner Aspekt dessen, warum wir laufen. Ich denke, die Lauftechnologie könnte noch viel verrückter sein und mehr Spaß machen.
Woher nimmst Du deine ganze Inspiration?
Eine sehr schwierige Frage - es gibt so viele Künstler, Epochen und Internet-Kaninchenlöcher. Ich war schon immer der Meinung, dass Kreativität vor allem darin besteht, vorhandene Punkte auf neue und interessante Weise zu verbinden, also versuche ich, ein breites Spektrum an Medien zu konsumieren. Are.na und Internet Archive sind meine Lieblingsplattformen für kreative und visuelle Recherchen.
Wenn es um Software und Webdesign geht, inspirieren mich vor allem die Oberflächen der frühen bis mittleren 2000er Jahre, als Flash-Websites, z.B. die
Es gibt eine Reihe von Musikfotografen und Videofilmern, die mich schon immer inspiriert haben Driely Carter, Cian Moore, Phoenix Guerrero. Anfang 2018 nahm ich zum ersten Mal eine VHS-Kamera in die Hand, nachdem ich auf
Wie sieht es in der Welt des Laufens aus?
Im Laufbereich befasse ich mich mit anderen "Kreativen" erst seit Kurzem - es gibt allerdings viele phänomenale Künstler. Mich inspiriert vor allem die Art und Weise, wie
Was sind deine Ziele? Im Laufen und mit deinen Projekten?
Was die Leistung angeht, so konzentriere ich mich im Moment voll auf den Marathon. Ich habe das Glück, für das Brooklyn Track Club's Performance Team zu laufen, eine hochkarätige Gruppe von Läufern, zu denen man aufschauen und mit denen man trainieren kann. Ich arbeite seit Mai 2023 mit meinem Trainer
Johannes hat mir geholfen, zu verstehen, wie wichtig es ist, auf sein Körpergefühl zu hören und Rennen zu laufen, anstatt sich nur an Zeiten und Daten auf der Uhr zu orientieren. Das hat mich auch teilweise dazu inspiriert, über Source nachzudenken. Ich möchte die tägliche Praxis des Laufens genießen und gleichzeitig Wettkämpfe auf hohem Niveau bestreiten, und je schneller ich werde, desto mehr merke ich, dass ich besser auf meinen Körper hören muss als auf die Uhr.
Außerdem hoffe ich, dass der Laufsport im kommenden Jahr einen größeren Teil meiner kreativen Arbeit ausmachen wird. Nicht nur durch Source, sondern auch durch mehr persönliche Foto- und Videoexperimente in diesem Sport. Beim New York City Marathons habe ich zum ersten Mal die VHS-Kamera hervorgeholt und das hat so viel Spaß gemacht. Normalerweise bin ich etwas nervös an der Startlinie, also war es eine tolle Abwechslung, mit der Kamera als Zuschauer dabei zu sein.
Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke, Scott!
Wenn du jetzt noch mehr über Scott erfahren möchtest, folge ihm einfach auf Instagram @scottdiekema oder schreib ihm eine email scott@scottdiekema.net und melde dich für den early access von Source 2.0 auf sourcecard.io an!